Die Sache mit der Verlangsamung und dem Kribbeln im Bauch....

Ich ertappe mich immer wieder dabei alles was ich so tue ein bisschen zu optimieren. Wenn ich etwa in unserer Küche stehe und zu kochen beginne und ich dann die Kartoffeln aus unserer Speisekammer holen muss, kommt es nicht selten vor, dass ich noch in sekundenschnelle den Blick durch die Küche schweifen lasse, um herauszufinden, ob ich nicht vielleicht noch leere Marmeladengläser, schmutzige Wäsche, liegengebliebenes Werkzeug oder ähnliches mitnehmen kann. Denn nur wegen einer Sache den ganzen Weg in die Speisekammer zu gehen, ist mir dann doch zu ineffizient. Unterwegs komme ich schließlich beim unteren Badezimmer vorbei, falls das Haargummi, das gerade nicht mehr  gebraucht wird, seinen Weg dorthin noch nicht gefunden hat und dort im Badezimmer steht der Korb mit der Schmutzwäsche und naja leer ist der selten, den kann ich ja dann auch gleich mitnehmen. und wenn ich vom unteren Badezimmer weitergehe komme ich direkt durch den Vorraum. Dort lässt es sich natürlich auch besser durchgehen, wenn die Schuhe nicht alle verstreut im Weg liegen, also kann ich die doch schnell zur Seite stellen. Bei der Gelegenheit kann ich auch gleich noch die Sandalen mitnehmen, denn draußen sinken langsam die Temperaturen und der Herbst ist da. Höchste Zeit also, dass die in ihr Winterlager in den Dachboden kommen. Und wie praktisch... die Stiege in den Dachboden, liegt auch am Weg. Mittlerweile bin ich schon bepackt mit Schuhen, Schmutzwäsche, den leeren Marmeladengläsern, dem Werkzeug und noch der Schwimmnudel, die mir unterwegs unterkam und auch noch in den Dachboden soll und endlich trete ich hinaus in unser zweites Stiegenhaus. Meine Freude ist groß, denn jetzt werde ich endlich ein paar der Sachen los. Doch meistens klingelt dann auch noch das Telefon. Ich lasse es munter weiter klingeln und konzentriere mich wieder auf das Weiterverteilen meiner Sachen, dann kommt eines der Kinder angesaust und hält mir das Telefon ans Ohr, denn die Oma ist dran. Aber was soll´s, Multitasking, das kann ich doch! Ich lege die Schwimmnudel und die Sandalen auf die Stiege und beantworte dabei geduldig, die Fragen der Oma. Mit dem Handy zwischen Ohr und Schulter geht es weiter in die Waschküche. Umständlich stelle ich die Marmeladengläser und das Werkzeug auf den Gefrierschrank und sortiere die Schmutzwäsche, weil das geht ja leicht neben dem Telefonieren. Als der Wäschekorb halb leer ist, kommt der Jüngste angerannt und jammert, dass er keine Unterhose findet und sich jetzt sofort anziehen muss. Also marschiere ich ihm immer noch telefonierend hinter her, durch das zweite Stiegenhaus, den Vorraum, vorbei am Badezimmer durchs Wohnzimmer hinauf in den ersten Stock zu seinem Kasten. Mit einem Griff habe ich die gewünschte Unterhose, denn es lagen ja nur ein paar Socken drauf. Der Jüngste ist also zufrieden, das Telefonat beendet und wenn ich schon da bin, kann ich ihm doch gleich helfen beim Anziehen, meint er. Na gut, doch dann werfen wir doch erstmal die schmutzigen Socken in die Wäsche, ach nein, wenn er angezogen ist, hole ich gleich noch die Schmutzwäsche von oben und nehme sie auch noch mit... ich gehe ja nicht gerne umsonst, das ist mir zu ineffizient.... Also starte ich einen neuen Versuch und eile wieder den ganzen Weg zurück bis in die Waschküche, sortiere die restliche Wäsche, schnappe mir die Marmeladengläser und das Werkzeug und bringe es an ihren Platz. Als ich dann endlich in der Speisekammer stehe, muss ich erstmal kurz nachdenken, was ich dort eigentlich wollte... Ach ja, die Kartoffeln holen. Ich schnappe mir den Sack, düse in die Küche und beginne sie zu schälen. Und nicht selten kommt dann eines der Kinder, schon sehr hungrig und wundert sich, warum es noch kein Mittagessen gibt, wo es doch schon Zeit wäre....

Irgendwann einmal in dem ganzen Tun, stellte ich mir die Frage, ob ich wirklich immer so effizient sein muss. Was würde denn geschehen, wenn ich so etwas wie einen inneren Wächter hätte, der auf die Pausetaste drückt, wenn ich zu schnell, zu effizient, zu multitaskend werde.... Immer öfter probiere ich es aus, ich lade meinen inneren Pausetastendrücker ein, mich zu erinnern ans langsam werden. Und erstaunliches geschieht in diesen Momenten. Mein Atem wird ruhig und tief, ich kann den Boden unter meinen Füßen gut spüren. Ich fühle mich geerdet und getragen. Und dann taucht es auf, das Kribbeln in meinem Bauch... meistens beginnt es ganz zart, ein leichtes Flattern. Dann breitet es sich aus bis zu meinem Herzen und ich kann sie fühlen - meine Lebensfreude...