Wie die Farben eines Kaleidoskops

Als Kind hatte ich mal ein Kaleidoskop und erst heute wird mir klar, was mich daran so fasziniert hat. Es ist bunt und diese vielen kleinen bunten Teile finden immer wieder neu zusammen und immer ergeben sie ein spannendes neues Bild. Immer sieht es so aus, als ob es genauso gehört. Ich kann die Geschwindigkeit bestimmen, in der das neue Bild entstehen darf. Ich kann inne halten und genießen und im nächsten Moment kann ich das Tempo steigern und den kleinen bunten Teilchen die Möglichkeit geben, sich neu zu ordnen.

 

In diesem ersten Post wollte ich dir eigentlich etwas über mich erzählen, um mich vorzustellen.

Jetzt fragst du dich sicher, was das mit einem Kaleidoskop zu tun hat.

Naja, bis ich anfing den Text zu schreiben, wusste ich das selbst noch nicht.

 

Wer bin ich denn eigentlich? Was mache ich denn gerne? Womit verbringe ich meine Zeit?

 

In einer Vorstellungsrunde würde ich als erstes erzählen, dass ich Mama von drei wunderbaren jungen Menschen bin. Ich darf sie in ihrem Aufwachsen begleiten und viel durch sie lernen, hauptsächlich über mich. Etwas, dass unsere Familie vielleicht ein bisschen von anderen unterscheidet, ist das Lernen unserer Kinder. Die Bildung unserer Kinder findet außerhalb eines Schulgebäudes statt. An manchen Tagen bei uns zu Hause, an anderen Tagen dort wo wir gerade sind.

 

Mit den Kindern habe auch ich wieder entdeckt, dass man einfach ausprobieren kann, wofür gerade Interesse da ist. Ich hab erkannt, dass ich wohl schon immer eine Freilernerin war. Wenn ich etwas können möchte, dann finde ich Wege es zu lernen.

Gerade übe ich das Gitarre spielen und zwar genau solange, wie es mir Spaß macht. Oder bis ich Guantanamera spielen kann, das wünscht sich nämlich meine Mama zum Geburtstag. 

 

Und schließlich brauch ich auch noch Zeit für meinen Garten. Ich habe viel gelesen, viele Videos geschaut, andere Menschen gefragt und nun haben wir jedes Jahr genug eigenes Gemüse, sogar noch im Winter aus dem Tiefkühler. Es wachsen viele Wildkräuter direkt bei uns im Garten, weil sie dort wachsen dürfen und seit Jahren sammle und trockne ich unseren gesamten Kräuterteevorrat für den Winter selbst.

 

Ich koche gerne und probiere auch da gerne Neues aus.

 

Jedes Jahr nehme ich mir mit den Kindern größere und kleinere Projekte vor. Wir beschäftigen uns mit neuen Themen, die irgendwann unsere Aufmerksamkeit wecken, wie z.B. Töpfern, Weben, Filzen. Dann verwandelt sich unser Kreativeck in ein Töpferstudio und wir alle tauchen ein in eine andere Welt. Überall stehen dann die fertigen Schüsseln, Bechern und Figuren herum zum Trocknen und man muss ganz vorsichtig sein, dass nicht mal aus versehen ein Stofftier auf die empfindlichen Werkstücke fällt und man die ganze Arbeit umsonst gemacht hat. 

 

Von meiner Oma habe ich wohl ein bisschen das Interesse fürs Nähen mitbekommen, denn es steht auch immer wieder die Nähmaschine bei uns am Tisch und die Stoffe liegen überall verteilt. Schließlich brauchen auch die Puppen ordentliche Kleidung. Am schönsten dabei ist es für mich, zu sehen, dass die Kinder mittendrin sind und auch sie durchs Probieren, Spekulieren und einfach Tun Dinge entstehen lassen. 

 

Soweit ich aber zurückdenken kann begleitet mich der Tanz und ganz genaugenommen die Bewegung meines Körpers schon mein ganzes Leben. Ich bin keine Ballett-Expertin und keine Expertin im orientalischen Tanz und auch nicht im argentinischen Tango und auch nicht in allen anderen Tanzformen. Aber vielen Tanzformen habe ich mich eine Zeitlang gewidmet und sie ließen mich erkennen, was sie alle miteinander verbindet - die Bewegung des eigenen Körpers. Im Gasthaus meiner Großeltern, in der Gaststube, dort auf dem Fliesenboden lernte ich Walzertanzen. Immer wenn ich Zeit fand, hab ich es dort geübt, immer am Rand der Fliesen entlang - Rück Seit Schluss, Vor Seit Schluss, und wieder von vorne. Ich bin eingetaucht in diese meditative Konzentration und spürte das sanfte Schaukeln, wenn man sich dabei von einer Seite zur anderen wiegt und ich spürte die Freude darüber, als es mir endlich gelang, mich dabei auch noch zu drehen. Ich spürte den Boden und meinen ganzen Körper. 

 

Sich verwurzeln, den Körper spüren und dieses leichte Flattern im Bauch, wenn sich eine Bewegung besonders gut anfühlt, all das lässt mich auch heute immer wieder gerne in Bewegung kommen - tanzen.

 

Und dann wäre da noch die Beschäftigung damit, wie denn das so ist mit den Erwachsenen und Kindern. Wer hat denn welche Aufgaben oder Rollen? Wie sehen denn die Erwachsenen die Kinder und umgekehrt? Was ist denn Bindung? Ist sie wichtig? Was braucht es, um als Familie gerne beisammen zu sein? Was ist hilfreich für Familien, damit sie ihre Art und Weise finden, um diese besonderen Jahre, bis die  Kinder ihre eigenen Wege gehen, für alle bereichernd und nährend zu gestalten. Es gibt so viele unterschiedliche Wege, diese Zeit zu erleben, wie es Familien gibt. Da durfte ich in den letzten Jahren meiner Ausbildung zur Fachberaterin für Emotionelle Erste Hilfe und vor allem auch mit den Kindern besonders viel lernen und das wird mich auch noch lange begleiten. 

 

Ich schaue gerade auf das Bild des Kaleidoskops und merke, dass es noch unzählig viele dieser kleinen bunten Teilchen gibt in meinem Leben und ich finde es grad gar nicht mehr so wichtig, sie nun noch weiter aufzuzählen. Ich erfreue mich einfach daran, dass sie alle da sind und mal mehr oder weniger in den Fokus rücken. Mal die eine Farbe dominiert, dann die andere. Ich muss mich nicht für eine entscheiden. Alle diese Farben und Formen, alle bunten Teile gehören zu mir.  Ich bin gespannt auf das nächste Bild, welches entstehen wird und genieße das Glitzern und Funkeln des jetzigen.

 

Welche bunten Teile findest du in deinem imaginären Kaleidoskop? Welche Bilder malt dein Leben?

 

Deine Bettina